Frühjahr 2017

Überall dabei, wo man sie in Not braucht - die Sonderseelsorge


Auch in diesem Jahr versammelten sich vom 20.-22.3.2017 die Theologiestudierenden unserer Landeskirche im Studienseminar in Hofgeismar, um sich kennenzlernen, Erfahrungen und Erlebnisse auszutauschen und für sie als Studierende relevante Angelegenheiten zu diskutieren. Besonders froh waren wir dabei über den großen Zulauf von neu auf die Liste aufgenommenen Studierenden.

Neben einigen Berichten des Landeskonventsvorstands, dem SETh, der Begleitenden Kommission und dem Ausbildungsreferat war vor allem das Rederecht der EKKW-Studierenden bei der Synode ein wichtiges Thema der Vollversammlung. Im vergangenen Herbst wurde ein Antrag auf ein eingeschränktes Rederecht für studentische Anliegen von dem Vorstand der Synode abgelehnt. Bei der Diskussion um die Entscheidung der Synode entschieden sich die Studierenden der Vollversammlung dazu die studentischen Vertreter*innen der Synode zur Formulierung einer Stellungnahme zu beauftragen, welche gegenüber den Synodalen die Notwendigkeit eines eingeschränkten Rederechts anspricht. Angesichts der derzeit anstehenden Reformen und Umstrukturierungsmaßnahmen innerhalb der EKKW, liegt uns als Studierenden eine aktivere Beteiligung an diesen Prozessen sehr am Herzen, da wir als künftige Mitarbeiter*innen der EKKW unmittelbar von den Veränderungen innerhalb unserer Landeskirche betroffen sein werden.

 Für den traditionellen Input im Rahmen der Vollversammlung durften wir diesmal als Gäste Nina Wetekamp, Claudia Meyer und Werner Müller als Vertreter*innen des Landesküsterbeirats der EKKW begrüßen. Dabei wurden wir ausführlich über die verschiedenen Tätigkeiten und die derzeitige Situation der Beteiligten im Küsterdienst informiert. Besonders wichtig war es den Referent*innen uns als künftige Pfarrer*innen auf die Tätigkeit der Küster*innen aufmerksam zu machen. In der Regel vollführen die Küster*innen ihr Amt ehrenamtlich und werden oft unzureichend für ihre verschiedenen Arbeiten vergütet und ihre Bedeutung nur unzureichend anerkannt. In ihrem abschließenden Plädoyer riefen sie die Studierenden der Vollversammlung dazu auf, ein gutes Arbeitsverhältnis zu den Küster*innen aufzubauen, da ohne sie die Organisation einer Kirchengemeinde wesentlich schwieriger für die Pfarrer*innen zu bewerkstelligen wäre.

Nach den anschließenden Wahlen der Ämter, haben wir in einer letzten Abstimmung als mögliches Reiseziel für eine neue Studienreise Irland festgelegt, welche hoffentlich innerhalb des nächsten Jahrs stattfinden wird. In einer Andacht (mit Gedanken aus Taizé) schlossen wir anschließend mit einem geistlichen Impuls die Vollversammlung ab und begaben uns anschließend auf ein gemütliches Beisammensein im Speisesaal des Studienseminars. Weitere Informationen zu den einzelnen Details sind wie immer im Protokoll zu Vollversammlung auf der Homepage des Landeskonvents zu finden.

 Die nächsten zwei Tage unserer Tagung standen ganz unter dem Thema der „Sonderseelsorge“, bei dessen Vorbereitung die Studierenden Marie-Christin Weidemeyer, Konrad Draude und Philipp Huber mit der Unterstützung von Frau Sommer als Ausbildungsreferentin und Frau Westhelle als Leiterin des Studienhauses in Marburg mitgewirkt haben. Gleich am Morgen stimmten wir uns schon in der Morgenandacht anhand einer Geschichte des Propheten Elia biblisch auf das Thema der Seelsorge ein. Nach der Eröffnung der Tagung von Frau Westhelle gab Ulrike Wagner-Rau, Professorin für praktische Theologie mit ihrem Vortrag „Spielarten der Seelsorge – Einblicke in ein ausdifferenziertes Handlungsfeld“ eine akademische Einführung an das Thema der Sonderseelsorge. In einer daran anschließenden Podiumsdiskussion beschäftigten sich neben Frau Wagner-Rau Wofgang Heinecke, Dekan des Kirchenkreises Hofgeismar, Katrin Wienold-Hocke, Pröpstin des Sprengels Kassel und Matthias Steinleitner, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie mit der Frage „Wozu braucht man Sonderseelsorge.“ Wichtig war für die an der Diskussion Teilnehmenden die Betonung, dass in einer sich immer weiter ausdifferenzierenden Gesellschaft die Frage nach einer kontextuell betriebenen Seelsorge weiterhin relevant bleibt und sich daher die Kirche nicht auf die Seelsorge in der Parochie allein verlassen kann. Als weitere Vertiefung und als ersten Überblick auf die verschiedenen Felder der Sonderseelsorge konnten die Tagungsteilnehmenden an zwei von vier thematisch verschiedenen Gesprächsrunden zu Gefängnisseelsorge (Peter Kittel), Krankenhausseelsorge (Kathrin Jahns), Urlauberseelsorge (Peter Dietrich) und Besuchsdienst (Doris Noack) teilnehmen. In den Gesprächen gaben die Referent*innen über ihren Werdegang, den Ablauf und ihre gesammelten Erfahrungen ihrer Tätigkeiten einen umfassenden und teils auch bewegenden Einblick. In einem anschließenden Plenum konnten weitere Fragen und Themen zu den Gesprächsrunden ausgetauscht werden. Als letzter Beitrag des ersten Tages der Frühjahrstagung ging Herr Steinleitner der Frage nach „Wie wird man Sonderseelsorger/in?“ und stellte dabei Voraussetzungen und Qualifikationen vor, die man für den Einstieg in die Tätigkeit des Sonderseelsorgers braucht. Pfarrer*innen, die selbst Sonderseelsorger*in werden wollen, sollten nach Herr Steinleitner ein gutes Maß an Selbsterfahrung und –reflexion und eine gewisse Rollensicherheit mitgebracht werden. Es ist auch nützlich bereits im Theologie-Studium eine Klinische Seelsorge-Ausbildung zu machen. Ebenso bietet die Deutsche Gesellschaft für Pastoralpsychologie mehrere Fortbildungen und Kurse für den Erwerb von Qualifikationen an, die für die Bewerbung auf Sonderseelsorgestellen relevant sein könnten. Mit einem Abendessen und einer weiteren Abendandacht, die sich thematisch mit der Fastenzeit beschäftigte, ließen die Studierenden bei einem Getränk den Abend ausklingen.

An dem letzten Tag unserer Tagung ging es nach dem Frühstück und einem von Frau Westhelle unter Mitwirkung des studentischen Vorbereitungsteams gestalteten Abendmahlsgottesdienst weiter unter dem Gesichtspunkt der Notfallseelsorge. Dazu gab Dr. Thomas Zippert, Leiter der Fachhochschule der Diakonie in Bethel, mit dem Thema „Genese, Ziele und Kompetenzen der Notfallseelsorge“ eine gute Einführung über die Entstehung und die Tätigkeitsfelder Notfallseelsorge. Im Gespräch mit Pfarrerin Kerstin Grenzebach, Notfallseelsorgerin im Raum Kassel und Markus Schmidt als Mitglied des Kriseninterventionsteams des Deutschen Roten Kreuzes gingen die Teilnehmenden weiter auf den Grund wie christliche und säkulare Notfallseelsorge zusammen in schwierigen Notsituationen und Schicksalsschlägen unmittelbar Betroffene und Einsatzkräfte unterstützen kann. Zum Abschluss der Sonderseelsorge wurde in der Feedbackrunde einhellig festgestellt, dass die teilnehmenden Studierenden sehr viele bereichernde Eindrücke und Informationen zum Thema der Sonderseelsorge mitnehmen konnten und mit der Auswahl der Referent*innen und Redebeiträgen sehr zufrieden waren. Nach einem Reisesegen und einem Mittagessen verabschiedeten sich die Tagungsteilnehmenden mit positiven Eindrücken und Erlebnissen von der Vollversammlung und Frühjahrstagung 2017.

von Philipp Huber